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Vorgehensmodell

In Anlehnung an die definierte Aufgabenstellung ergeben sich einige wichtige Fragen, die im weiteren Verlauf der Diplomarbeit beantwortet werden. Was sind die Merkmale von verteilten Anwendungen, wenn sie aus der Management-Perspektive betrachtet werden? Warum wird eine objektorientierte Modellierung der Managementressourcen bevorzugt? Warum soll dabei nach einem Top-Down-Verfahren vorgegangen werden? Warum eignet sich CORBA als Architektur für integriertes Management?

Als erstes ist zu beachten, daß die Komplexität heutiger IT-Infrastrukturen ein integriertes Management aller Netzwerkkomponenten, Endsysteme und Anwendungen verlangt. Innerhalb einer heterogenen, verteilten Umgebung soll das Überwachen und Verwalten beliebiger Ressourcen (ob Hardware oder Software) unabhängig von der verwendeten Managementarchitektur auf einer Managementplattform möglich sein. Dadurch kann die Vielfalt und Komplexität der zu steuernden Hardware- und Software-Ressourcen und -Strukturen eines Netzwerks vereinfacht und gleichzeitig ein einheitliches Management unterschiedlicher Ressourcen garantiert werden.

Die Anforderungen des integrierten Managements können anhand von konkreten Management-Szenarien sehr gut untersucht werden. Um das herstellerunabhängige Modellieren unterschiedlicher Ressourcen zu gewährleisten, ist ein Top-Down-Vorgehen beim Definieren von Managementinformation sehr hilfreich. Ein Informationsmodell soll möglichst viele Ressourcen eines verteilten, heterogenen Systems beschreiben und gleichzeitig die Belange des Managements erfüllen. Das gleiche gilt für Ressourcen bzw. Komponenten von verteilten Anwendungen. Dafür ist es notwendig, daß durch Modellierung geeignete, generische Managementobjektklassen definiert werden, die von den Ressourcen abstrahieren und einer Managementanwendung entsprechende Managementinformation zur Verfügung stellen. Dadurch wird der Schwerpunkt auf die Anforderungen des Managements an das System und die verteilte Anwendung gelegt und nicht auf system-, hersteller- oder anwendungsspezifische Merkmale.

Im Rahmen dieser Diplomarbeit geschieht die Definition von generischen Objektklassen, die ein integriertes Management speziell von verteilten Anwendungen in offenen, heterogenen, verteilten Systemen erlauben, in Anlehnung an das Referenzmodell für Open Distributed Processing (RM-ODP). Dabei werden mit Hilfe der ODP Viewpoint Languages (siehe Abbildung [*]) die Komponenten einer verteilten Anwendung festgelegt, die für das Management relevant sind (z.B. cluster, capsule, channel oder node). Hierbei werden verstärkt die Konzepte der Computational und der Engineering Language betrachtet, da sie für die Zwecke des integrierten Managements die wichtigsten Merkmale abdecken. Das ODP-Referenzmodell gibt allgemein einen standardisierten Rahmen für die Entwicklung von verteilten Anwendungen vor und beschreibt somit relevante, allgemeingültige Aspekte von verteilten Anwendungen. Konzepte der Computational Language erlauben die funktionale Zerlegung einer verteilten Anwendung in eine Menge von Objekten, die über festgelegte Schnittstellen miteinander kommunizieren und Dienste anbieten bzw. nutzen. Das Management der Anwendung erfolgt mit Hilfe von Methoden, die auf Objekte ausgeführt werden. Im Gegensatz dazu legen Konzepte der Engineering Language die Infrastruktur der Verteilung fest, die für die Realisierung der Anwendung wichtig ist.


  
Abbildung: Vorgehensmodell (nach [AK97])

Nach Analyse der Anforderungen an das Anwendungsmanagement und der Konzepte des RM-ODP bezüglich verteilter Anwendungen können generische Management-Objektklassen (Generic Application Managed Object Classes - GAMOCs) definiert werden, die managementrelevant sind. Ihnen werden anschließend durch ein Bottom-Up-Verfahren anwendungsspezifische Merkmale hinzugefügt. Dabei wird berücksichtigt, welche Informationen eine Anwendung für Managementzwecke zur Verfügung stellen kann. Die generischen Basisklassen werden verfeinert, wodurch man anwendungsspezifische Management-Objektklassen gewinnt. Dabei ist es sehr wichtig, sich zu fragen, welche anwendungsspezifischen Merkmale allgemein für Ressourcen dieser Klasse gelten und welche nicht. Nur allgemeingültige Merkmale werden dann in die Klasse aufgenommen, um eine Abbildung der Klasse auf möglichst viele Ressourcen zu gewährleisten. Wird zuviel Information in einer Klasse zusammengefaßt, so besteht die Gefahr, daß das entworfene Modell nicht mehr generisch genug ist. Andererseits kann die Definition von zuwenig Information in einer Klasse das Modell für die Belange des integrierten Managements als ungeeignet erscheinen lassen.

Die gewonnenen generischen Objektklassen und deren Beziehungen zueinander sollen mit Hilfe der Object Modeling Technique (OMT) modelliert werden, da diese schon in zahlreichen Projekten des Software-Engineering erfolgreich angewandt wurde. Das gesamte Management-Objektmodell kann mit dem OMT-unterstützenden CASE-Tool Software through Pictures (StP) (siehe Abschnitt [*]) nach OMT-Regeln erstellt werden. Diese Notation ermöglicht eine architekturunabhängige Darstellungsweise von Managementinformation, da das StP-Tool eine sowohl für Internet-Management-Architekturen als auch für OSI- und CORBA-Architekturen verständliche Spezifizierung der Aufrufschnittstellen von Objekten erlaubt. Für CORBA-Umgebungen können damit IDL-Schnittstellenbeschreibungen erzeugt werden.

In einer CORBA-Entwicklungsumgebung werden die IDL-Objektbeschreibungen von einem IDL-Compiler übersetzt. Dieser generiert durch standardisierte language mappings CodeGerüste der Managementagenten in einer gewünschten Programmiersprache. Diese Gerüste werden mit Code gefüllt, von einem Compiler übersetzt und gelinkt und sind somit CORBA-konforme Managementagenten.

In den nächsten Kapiteln werden die einzelnen Methoden zum Lösen der Aufgabenstellung näher erläutert.


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