Systembezogene Sichtweise

    Ein besonders wichtiges Mittel zur Fehlerdiagnose und -behebung ist die Beschreibung der Abhängigkeiten zu Systemkomponenten und Diensten, was wir als systembezogene Sichtweise bezeichnen. Wie wir zu Beginn von Abschnitt ausgeführt hatten, ist die Funktionsfähigkeit eines Managementsystems zu weiten Teilen von der Verfügbarkeit der zugrundeliegenden Netzdienste abhängig. Ein wichtiger Schritt zur Bestimmung von Fehlerursachen besteht darin, bei Ausfall eines Dienstes gezielt diejenigen Systemdienste (unter Umständen automatisch) zu überprüfen, auf die der ausgefallene Dienst angewiesen ist. Voraussetzung hierfür ist, daß für jeden Managementdienst diese Abhängigkeiten bekannt sind.

Eine vollständige Beschreibung der Dienstabhängigkeiten ist jedoch nicht gegeben, da zwischen Komponenten (Filesets), für die solche Beschreibungen existieren und Diensten keine 1:1-Abbildung besteht; vielmehr sind mehrere Managementdienste in einem Fileset enthalten. Der nachfolgende Auszug aus den in der Systemdatenbank enthaltenen Abhängigkeitsbeschreibungen kommt dem Ziel der Dienstabhängigkeiten jedoch schon relativ nahe.

  Fileset               Requisites
  ----------------------------------------------------------------------------
Path: /usr/lib/objrepos
  nv6000.base.obj 4.1.1.0
                        At least 1 of the following must be installed {
                          *prereq bos.obj v=3 r=2 o>2 m<9999
                          *prereq bos.compat.links v=4 r=1 m=0 o>0
                        }
                        At least 1 of the following must be installed {
                          *prereq bos.obj v=3 r=2 o>2 m<9999
                          *prereq bos.sysmgt.serv_aid v=4 r=1 m=1 o>1
                        }
                        At least 1 of the following must be installed {
                          *prereq bosnet.snmpd.obj v=3 r=2 p=U428290
                          *prereq bos.net.tcp.client v=4 r=1 o>1
                        }
                        At least 1 of the following must be installed {
                          *prereq bosnet.tcpip.obj v=3 r=2 o>2
                          *prereq bos.net.tcp.client v=4 r=1 m=1 o>1
                        }
                        At least 1 of the following must be installed {
                          *prereq bosnet.nfs.obj v=3 r=2 o>2
                          *prereq bos.net.nfs.client v=4 r=1 m=1 o>1
                        }
                        At least 4 of the following must be installed {
                            *prereq X11rte.obj v=1 r=2 m=3 p=U431144
                            *prereq X11rte.obj v=1 r=2 m=3 p=U432909
                            *prereq X11rte.obj v=1 r=2 m=3 p=U428199
                            *prereq X11rte.obj v=1 r=2 m=3 p=U428198
                          }
{...}

So ist zum Beispiel nicht nur ersichtlich, auf welche Betriebssystem- und Anwendungskomponenten (und damit auch Dienste) das Basissystem von NetView nv6000.base.obj angewiesen ist, sondern auch deren jeweilige Versionsstände. Im konkreten Fall bestehen Abhängigkeiten der NetView-Dienste zu:

• Dem Betriebssystem selbst: bos.obj
• Dem TCP/IP-Protokollstack: bos.net.tcp.client
• Dem SNMP-Subsystem: bosnet.snmpd.obj
• Dem Network File System: bos.net.nfs.client
• Dem X-Window System Version 11 als Basis der graphischen Benutzerschnittstelle: X11rte.obj

Erste (evtl. automatisch durchgeführte) Fehlerbehebungsmaßnahmen beim Ausfall des Managementsystems könnten daher folgendermaßen ablaufen:

• Prüfen der IP-Konnektivität mittels ICMP.
• Testen des SNMP-Subsystems durch Absetzen eines SNMP-GET-Requests auf die MIB-II des Systems.
• Absetzen von Betriebssystem-Kommandos auf dem entfernten System mittels des UNIX-Kommandos rexec; dabei Zugriff auf ein per NFS gemountetes Verzeichnis.
• Auslesen der Prozeßtabelle des Systems und prüfen, ob alle relevanten Prozesse aktiv sind.

Somit lassen sich die ursprünglich als Hilfsmittel zur Softwareinstallation gedachten Abhängigkeitsbeschreibungen ebenfalls für das Fehlermanagement nutzen. Konkrete Beziehungen zwischen einzelnen Diensten des Managementsystems müssen jedoch vom Benutzer eingetragen werden, da diese a priori nicht ermittelbar sind.