Große Rechnernetze zeichnen sich, bedingt durch ihr Wachstum über mehrere Jahre, durch einen sehr hohen Grad an Heterogenität bezüglich nahezu aller für ein Netzmanagement relevanten Bereiche aus:
Da es sich heutzutage weder Hersteller noch Anwender leisten können, getätigte
Investitionen in Technologie, Geräte, Schulung und Personal nicht weiter zu
nutzen, auf der anderen Seite jedoch die Geschäftstätigkeit der Anwender
durch betriebssichere Systeme sichergestellt werden muß, ergibt sich die
Notwendigkeit, für eine effektive und effiziente Überwachung der stark
heterogenen Kommunikationssysteme ein integriertes Netzmanagement einzusetzen.
Dies schließt nicht nur ein Management von Hardwarekomponenten ein, sondern
auch, und gerade, ein Management der höheren, anwendungsorientierten
Kommunikationsschichten, also von Software-Modulen.
Gründe hierfür liegen im wesentlichen darin, daß große Anwender
zur Überbrückung der Unterschiede zwischen den systemspezifischen und daher
zueinander inkompatiblen Kommunikationsdiensten (wie z.B. ftp, DECnet Copy) eigene anwendungsbezogene Kommunikationsdienste entwickelt haben, auf
denen die eigentlichen Anwendungen (z.B. CAD-Programme, Datenbanksysteme)
aufsetzen und deren Aufgabe darin besteht, die Inkompatibilitäten der
darunterliegenden Systemkomponenten für den Dienstnutzer transparent zu
machen.
Hiermit verbunden ist
Komponenten- und prozeßbasierte Modellierungmodellierung
Ein weiterer Aspekt, der Beachtung verdient, ist die Tatsache, daß ein
Management verteilter Kommunikationsanwendungen keinesfalls isoliert möglich
ist, sondern ein enger Zusammenhang mit Komponenten- und Systemmanagement
besteht, da die korrekte Funktion eines anwendungsorientierten
Kommunikationsdienstes das Vorhandensein der Dienste darunterliegender
Schichten bedingt [NWP FK].
Diese Tatsache erschwert im Fehlerfalle die Fehlersuche und -diagnose, da
ein bei der Nutzung des Dienstes aufgetretener Fehler nicht zwangsläufig
ihm zuzuordnen ist. Es ist nämlich durchaus möglich, daß der Fehler
in einer darunterliegenden Kommunikationsebene aufgetreten ist und, bedingt
durch die Schichtung des Kommunikationssystems, erst an der
Dienstschnittstelle bemerkt wird.
Ideal wäre es, in einer integrierten Netzmanagement-Plattform den gesamten Kommunikationsstack abzubilden, um Schicht für Schicht Aussagen darüber zu gewinnen, welche Teile des Systems einer Störung unterworfen sind. Der Operateur an der Netzmanagementplattform erhielte somit bereits eine signifikante Eingrenzung der Fehlermöglichkeiten, da das Netzmanagementsystem ihm bereits das betroffene Kommunikationssystem liefert sowie die darin enthaltene Schicht, in der der Fehler aufgetreten ist.
Die Qualität eines Netzmanagements hängt direkt von der
Modellierungsgüte der in einem Kommunikationssystem enthaltenen Hard- und
Softwarekomponenten ab.
Ziel des Modellierungsprozesses ist die Abbildung von Elementen der realen
Welt in logische Objektbeschreibungen, die dem Netzmanagement zur
Verfügung gestellt werden. Es liegt somit auf der Hand, daß der
MIB, die das Ergebnis der Modellierung ist, eine zentrale Bedeutung
im Netzmanagement zukommt.
Für die Realisierung der MIB sind insbesondere folgende Fragestellungen von entscheidender Bedeutung:
Um der Komplexität moderner Kommunikationssysteme zu genügen,
reicht es nicht aus, lediglich logische Objektbeschreibungen der
Netzelemente aufzustellen, sondern es muß ebenfalls Managementwissen
bezüglich der Elemente verfügbar gemacht werden.
Die Notwendigkeit hierfür liegt darin, daß Netzmanagement sich nicht
nur auf rein passive Überwachungstätigkeiten beschränkt, sondern
aktive Eingriffe in den Netzbetrieb erforderlich sind, um die
Betriebssicherheit des Rechnernetzes zu gewährleisten.
Insbesondere von Seiten großer Netzbetreiber wird erwartet, daß
einfache Eingriffe selbständig von einem Netzmanagementsystem
durchgeführt werden können, um die Netzoperateure von
Routinetätigkeiten weitgehend zu entlasten.
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ab wann die durch
Netzmanagement verursachte Netzlast eine kritische Größe bezüglich
des Gesamtdurchsatzes des Netzes erreicht. Die Verwendung ,,dummer``
Agents führt in der Regel zu hohen Netzlasten, da vom
Managerprozeß in gewissen Zeitabständen ein Polling der
Agenten durchgeführt werden muß.
,,Intelligente`` Agents, die selbständig MIB-Variablen
überwachen und die Überschreitung eines vordefinierten
Schwellwertes an den Managerprozeß melden, sind gerade im Bereich
großer Kommunikationssysteme das Mittel der Wahl.
Die skizzierten Themenkomplexe werfen folgende Fragestellungen auf: