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2 Klassische Managementarchitekturen

  In den Organisationsmodellen der klassischen Managementarchitekturen, dem OSI-Management und dem Internet-Management -- nach dem dort verwendeten Simple Network Management Protokoll (SNMP), auch als SNMP-Management bezeichnet -- werden zwei Rollen definiert; Agenten und Manager: Im Internet-Management wird die Schnittstelle zwischen Agent und Manager durch die Structure of Management Information (SMI) [12,13,11] definiert, ein datentyporientiertes Informationsmodell. Der Manager fragt die Werte einfacher Variablen oder Tabellen ab. Im OSI-Management wird im Prinzip auch so gearbeitet, jedoch wird ein objektorientiertes Informationsmodell, beschrieben durch die Guidelines for the Definition of Managed Objects (GDMO) [7], verwendet.

Die klassischen Internet-Managementsysteme sind als zentralisierte, plattformbasierte Architekturen realisiert. Von einer zentralen Managementplattform aus wird eine sehr große Zahl von Agenten verwaltet. Die Menge der von einem Agenten verwalteten Managementobjekte wird als (Agenten-) MIB bezeichnet. Ein Managementobjekt (MO) stellt die Abstraktion der realen Ressource zu Managementzwecken dar, auf der der Agent operiert. Die Agenten besitzen nur sehr einfache, starre Funktionalität und Zugriffsschnittstellen. Sie sind gewöhnlich nicht in der Lage, Managementdaten zu verdichten. In der heute überwiegend in der Praxis eingesetzten Version 1 von SNMP gehen bspw. alle Traps direkt an den Manager, insofern kann ein SNMP-Agent hier keine Vorverarbeitung durchführen.

Der Remote Network Monitoring (RMON) Standard macht hier allerdings eine Ausnahme. RMON [25,26,1] beschreibt Managementobjekte eines standardisierten entfernten Netzüberwachungsgeräts und die RMON-Agenten können auch Vorverarbeitung (z.B. Berechnung von Statistiken) durchführen. Andere SNMP-Agenten bieten nur die Möglichkeit, Daten aus dem MO auszulesen oder Werte zu verändern. Sie sind aber nicht in der Lage, selbst aktiv bzw. reaktiv auf Veränderungen der MOs zu reagieren. Derartige zentralisierte, plattformbasierte Ansätze werden auch als statisch bezeichnet, da vordefinierte Managementfunktionen vorausgesetzt werden und eine Änderung dieser Funktionalität zur Laufzeit nicht möglich ist. Bei einer Änderung der Managementanforderungen oder der Managementinformation (Management Information Base, MIB) ist folglich eine Neukompilierung des Agenten oder die Installation eines neuen Agenten notwendig.

Aus dem zentralisierten Managementansatz ergeben sich gravierende Nachteile.

Das Problem der hohen Last, der die zentrale Managementplattform ausgesetzt ist, versuchte man durch die Einführung sogenannter Mid-Level-Manager zu lösen. Bei dieser Architektur wird zwischen der zentralen Managementplattform und den einfachen Agenten eine Schicht mit ,,vereinfachten`` Managern eingezogen, die mit eigener statischer Intelligenz ausgestattet werden und eine gewisse Vorverarbeitung durchführen können. Um eine solche Flexibilität zu erreichen, wurde eine Möglichkeit gesucht, die dynamische Verlagerung von Funktionalität auf die Agenten zu ermöglichen. Die Idee des Management by Delegation (MbD) [5,17] besteht darin, die Statik der Funktionszuweisung durch eine dynamische Funktionsdelegierung aufzuheben. In jüngster Zeit gibt es auch im Internet-Management Bestrebungen MbD bzw. dynamische und flexible Managementsysteme zu realisieren [9].

Da auch beim MbD-Ansatz nur sehr einfache, nicht autonome Agenten Verwendung finden, wurde mit den in [14] eingeführten flexiblen Agenten das Konzept der Mid-Level-Manager und das MbD-Paradigma erweitert. Flexible Agenten zeichnen sich dadurch aus, daß sie -- neben der Möglichkeit der Funktionsdelegierung zur Laufzeit -- bis zu einem gewissen Grad autonom handeln und selbst aktiv auf Ereignisse reagieren können. Innerhalb eines Managementsystems können flexible Agenten zu Gruppen zusammengefaßt werden, die kooperativ eine bestimmte Aufgabe erledigen.

Wird der flexible Agent um das Konzept der Mobilität erweitert, erhält man mobile Agenten (MA) [16,15], die sich in einem Netzwerk bewegen können, um im Auftrag eines Nutzers oder einer Organisation bestimmte Aufgaben zu erledigen. Auch im IT-Management wird über den Einsatz mobiler Agenten diskutiert und es existieren bereits erste Anwendungen [4]. Die Vorteile, die mobile Agenten für das IT-Management bieten, werden bspw. in [2] vorgestellt.

Aus den Defiziten bzw. Schwächen der vorgestellten Managementkonzepte lassen sich die Anforderungen an zukünftige Managementsysteme ableiten.

Daneben führen aber auch organisatorische Randbedingungen zu neuen Anforderungen an das Management. Netze sind in zunehmendem Maße mission-critical für die Unternehmen, d.h. an das Management dieser Netze und IT-Infrastrukturen werden immer höhere Anforderungen bezüglich Verfügbarkeit, Sicherheit, Zuverlässigkeit und Skalierbarkeit gestellt. In den letzten Jahren hat die Zahl der Managementsysteme stetig zugenommen [6]. Um in einem großen Unternehmen oder bei einem Provider die verschiedenen gewachsenen Managementsysteme, die i.d.R. nicht in der Lage sind mehrere Managementprotokolle zu unterstützen, integrieren zu können, ist ein Umbrella-Management notwendig, das die verschiedenen Informations- und Funktionsmodelle sowie unterschiedlichste Protokolle unterstützt. Bestehende Anwendungen oder Agenten müssen einfach in dieses Umbrella-Managementsystem integrierbar sein.

Als erster Schritt zu einer vollständigen Integration aller bestehenden Systeme unter einem einheitlichen Umbrella-Management wird zumeist eine Oberflächenintegration angestrebt, bei der alle Systeme von einer einheitlichen Oberfläche aus zugänglich sind. Der Manager soll dabei für den Zugang zum Managementsystem nicht auf eine dezidierte Management-Console angewiesen sein, sondern einen einfachen WWW-Browser benutzen können (Web-based Management).

Durch die Größe vieler Unternehmen und ihrer IT-Systeme besteht der Bedarf, auch dezentral Management betreiben zu können. Mit den heutigen Managementsystemen ist eine Abbildung organisatorischer Strukturen in Domänen oder eine Gruppenbildung (funktionale Gliederung) jedoch nur schwer zu realisieren. Um organisatorisch selbständigen Einheiten die Möglichkeit zu geben, ihre Infrastruktur auch selbst und eigenverantwortlich verwalten zu können, muß ein Managementsystem einfache und effiziente Möglichkeiten zur Bildung von Gruppen und Domänen bieten.


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Copyright Munich Network Management Team