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Open Distributed Processing (ODP)

Die Bemühungen, ein einheitliches Architekturmodell für das Management beliebiger Kommunikationsinstanzen und Netzressourcen zu schaffen, bilden die Grundlage der Realisierung verteilter Anwendungen. Beispielhaft seien an dieser Stelle das Message Handling System [CCITT X.400] oder das verteilte Directory [CCITT X.500] genannt; dem Bereich verteilter Anwendungen sind auch Systeme zur Gruppenarbeit, Computer Supported Cooperative Work (CSCW), zuzuordnen, die insbesondere in jüngster Zeit eine starke Verbreitung erfahren haben.

Im Rahmen des Open Distributed Processing [ISO N4888-2] erarbeitet ISO in Verbindung mit anderen Standardisierungsorganisationen ein allgemeines Referenzmodell zur Entwicklung verteilter Anwendungen in offenen, heterogenen Systemwelten.
In [GEIH 91] werden die Ziele von ODP wie folgt charakterisiert:

Während das OSI-Referenzmodell ausschließlich den Aspekt der Kommunikation zwischen heterogenen Systemen behandelt, umfaßt ODP darüber hinaus alle Belange, die für die Funktion verteilter Anwendungen notwendig sind [HEAB 93].
Dies beinhaltet beispielsweise Fragen der Modellierung von Softwarekomponenten, die Festlegung der Schnittstellen von Programmodulen sowie die Entwicklung von Sicherheits- und Managementkonzepten.

Ein derart umfassender Ansatz erfordert die Einbeziehung einer Vielzahl von Teildisziplinen der Informatik, angefangen bei den Methoden zur formalen Spezifikation über den Entwurf von Betriebssystemen und Programmiersprachen bis hin zum Software Engineering.
Die zahlreichen positiven Erfahrungen, die sowohl auf diesen Gebieten, als auch beim Netzmanagement-Informationsmodell der ISO mit dem objektorientierten Ansatz gemacht worden sind, ließen ihn zum Modellierungsparadigma auch für ODP werden. Viewpoints und Aspects einer verteilten Anwendungvwpasp

Das Prinzip des ,,divide et impera``, die Aufgliederung größerer Probleme in zahlreiche kleinere und übersichtliche Teile, welches bereits bei der Entwicklung des OSI-Referenzmodells mit Erfolg eingesetzt wurde, führt zur Aufteilung der ODP-Thematik in Viewpoints und Aspects (Abbildung 3.1).

In erster Linie sind die fünf Viewpoints zu nennen, welche jeweils spezifische Belange des Gesamtkomplexes betonen und von anderen Fragestellungen abstrahieren:

Die Viewpoints des Open Distributed Processingviewpoints

Viewpoints sind eine strukturbetonte Sicht auf eine verteilte Anwendung, wobei die Viewpoints Enterprise und Technology eine ,,top-down`` beziehungsweise ,,bottom-up``-Betrachtungsweise der Vorgaben darstellen: Während der Enterprise Viewpoint die Anforderungen an die verteilte Anwendung im Unternehmenskontext beschreibt, listet der Technology Viewpoint die bereits existierende Hard- und Softwarebasis auf. Beides sind Gegebenheiten, die den Rahmen abstecken, in dem sich die Entwicklung der verteilten Anwendung bewegen muß.
Demgegenüber stellen die Viewpoints Information, Computation und Engineering Empfehlungen für den eigentlichen Entwicklungsprozeß im Sinne des Software Engineerings dar (Abbildung 3.2).

Funktionale Charakteristika einer verteilten Anwendung hingegen werden durch sieben ODP-Aspects repräsentiert:

Viewpoints und Aspects sind nach unterschiedlichen Kriterien gruppierte, gleichwertige und interdependente Sichtweisen auf eine verteilte Anwendung.
Es ist sowohl möglich, eine Unterteilung von Viewpoints nach Aspects vorzunehmen, als auch umgekehrt. Welche Art der Unterteilung im Einzelfall letztlich gewählt wird, bleibt dem Entwickler überlassen.

Das ODP-Referenzmodell stellt, im Gegensatz zum OSI-Referenzmodell, einen ,,top-down``-Ansatz für verteilte Anwendungen dar und reflektiert die Bemühungen, die das Gebiet des Software-Engineering in den vergangenen Jahren erfahren hat. Das OSI-Referenzmodell stellt nur einen Teilbereich von ODP dar; den der Kommunikation.


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