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Informationsmodell

Das OSI-Informationsmodell wird im Dokument Structure of Management Information (SMI, ISO10165) beschrieben. Es handelt sich dabei um einen objektorientierten Ansatz, das bedeutet die Verwendung von Datenabstraktion, Vererbung, Containment und Polymorphie. Managementobjekte (Managed Objects, MO) sind die Abstraktion von realen Ressourcen. Wie in Abbildung 2.5 dargestellt wird, kann mit Hilfe von Managementoperationen auf das Managementobjekt selbst oder auf enthaltene Attribute zugegriffen werden.

 
Abbildung 2.5:   OSI Managementobjekt
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Wichtige interne Ereignisse in einem Managementobjekt können mittels Notifikationen weitergeleitet werden. Die Attribute eines Managementobjekts haben zwei Aufgaben: erstens die Manipulation eines Managementobjekts zu ermöglichen und zweitens die Eigenschaften (in Abhängigkeit von der realen Ressource) eines Managementobjekts zu beschreiben. Für jedes Managementobjekt existiert weiterhin eine informelle Verhaltensdefinition (Behaviour). Die Manipulation von Managementobjekten und damit die möglichen Managementoperationen auf diesen kann in zwei Kategorien eingeteilt werden:
1.
Operationen auf Managementobjekten:
Der Wirkungsbereich betrifft das ganze Managementobjekt: Kreieren bzw. Löschen von Managementobjekten oder das Auslösen einer Aktion auf einem Managementobjekt.
2.
Operationen auf Attributen:
Diese betreffen nur die Attribute oder Attributgruppen: get, set, add, remove, replace.
Da dem OSI-Informationsmodell ein objektorientierter Ansatz zugrundeliegt, werden Managementobjekte als Instanziierungen von Managementobjekt-Klassen (Managed Object Class, MOC) begriffen. Eine Managementobjekt-Klasse ist eine Gruppierung von Objekten mit gleichen Eigenschaften. Aufgrund der objektorientierten Eigenschaft der Vererbung kann eine Managementobjekt-Klasse als eine Unterklasse von einer oder mehreren Oberklassen (Mehrfachvererbung) abgeleitet werden, wobei sie alle Eigenschaften aller Oberklassen erbt. Somit kann sowohl eine Wiederverwendung als auch eine Spezialisierung von schon definierten Managementobjekt-Klassen erfolgen. Ebenso wird polymorphes Verhalten von Objekten unterstützt. Die Managementobjekte eines OSI-Systems bilden dessen MIB. Die Definiton von Managementobjekt-Klassen erfolgt in einer einfachen Template-Sprache (GDMO, Guidelines for the Definiton of Managed Objects, ISO10665-4), die auf ASN.1 basiert (für weitere Details und Beispiele siehe [HeAb93]).
Die folgenden drei Bäume beschreiben die Zusammenhänge, die Managementobjekten und Managementobjekt-Klassen zugrundeliegen:
1.
Registrierungsbaum
Für jede definierte Managementobjekt-Klasse muß folgendes registriert werden: Der Registrierungsbaum kann dabei als Nachschlagewerk oder Bibliothek angesehen werden, in welchem alle Informationen verzeichnet sind, auf den die Definition von neuen Managementobjekt-Klassen aufbauen kann.
2.
Vererbungsbaum
Wie schon oben erwähnt, kann eine Managementobjekt-Klasse von anderen Managementobjekt-Klassen abgeleitet sein. Die damit entstehende Vererbungshierarchie wird im Vererbungsbaum dargestellt (siehe Abbildung 2.6).
 
Abbildung 2.6:   Beispiel einer OSI-Vererbungshierarchie
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Die Wurzel des Vererbungsbaums ist stets die Managementobjekt-Klasse ,,top``.
 
Abbildung:   Beispiel einer OSI-Enthaltenseinshierarchie
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3.
Enthaltenseinsbaum
Der Containment-Baum gibt die Enthaltenseinshierarchie von Instanzen von Managementobjekt-Klassen an. Damit wird durch diesen Baum die Struktur der MIB angegeben. Die Wurzel des Enthaltenseinsbaum ist stets eine Instanz der OSI-Managementobjekt-Klasse ,, system``.
Ein Beispiel für eine Enthaltenseinshierarchie stellt Abbildung 2.7 dar: Eine Instanz der Managementobjekt-Klasse ,,system`` stellt die Wurzel dar und enthält eine Instanz der Managementobjekt-Klasse ,,transportSubsystem``. Diese Instanz enthält mehrere Instanzen der Managementobjekt-Klasse ,,transportEntity``. Die Beziehungen von Instanzen von Managementobjekt-Klassen in der Enthaltenseinshierarchie werden von sogenannten NAME BINDINGs festgelegt. So muß, um auf oben vorgestelltes Beispiel zurückzukehren, für die Managementobjekt-Klasse ,, transportSubsystem`` ein NAME BINDING existieren, das definiert, daß eine Instanz dieser Klasse in einer Instanz der Klasse ,,system`` enthalten ist. Weiterhin wird mit diesem NAME BINDING die Namensgebung der Instanzen geregelt:
Bisher wurden nur die Managementobjekt-Klassen in den Registrierungsbaum eingehängt und damit einem eindeutigen Namen zugeordnet (Pfad von der Wurzel zum Objekt). Für die Bezeichnung von Instanzen in der Containmenthierarchie und damit in der MIB des Agenten gelten folgende Regeln:
Jede Mangementobjekt-Klasse muß ein sogenanntes Naming Attribut enthalten. Das Naming Attribut ergibt zusammen mit seinem Inhalt den Relative Distinguished Name (RDN) und stellt den Namen der Instanz dar. Der Distinguished Name (DN) einer Instanz ist ein eindeutiger Name, der sich jeweils aus den RDNs der Instanzen zusammensetzt, wenn man von der Wurzel der Enthaltenseinshierarchie zu der jeweiligen Instanz läuft:

  RDN     DN
systemId=TelcoSys 		 systemId=TelcoSys
[2mm]transportSubsystemId=XYZ 		systemId=TelcoSys;
transportSubsystemId=XYZ
[2mm]transportEntityId=0 		 systemId=TelcoSys;
		 transportSubsystemId=XYZ;
		transportEntityId=0
Der Distinguished Name wird für die Lokalisierung eines Managementobjeks in der MIB verwendet.

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