next up previous
Next: Aufbau modularer Managementagenten Up: Integriertes Netz- und Systemmanagement Previous: Integriertes Netz- und Systemmanagement

Motivation

 Client-Server-basierte, kooperative DV-Versorgungsstrukturen gewinnen immer mehr an Bedeutung. Der Trend führt weg von der klassischen Orientierung auf einen Großrechner (,,Mainframe``), er geht hin zu einer koordinierten Kooperation verteilter und heterogener HW/SW-Komponenten, die auf offenen Systemen und leistungsfähigen Kommunikationsnetzen basiert. Der Preis dafür ist ein komplexeres technisches Management dieser Systeme, das in heterogener Umgebung nur auf der Basis standardisierter Architekturen effizient zu bewältigen ist. Insbesondere kann man zukünftig nicht mehr wie bisher streng zwischen der Administration des Kommunikationsnetzes (Netzmanagement) und der Administration der Endsysteme (Systemmanagement) und Anwendungen (Anwendungsmanagement) unterscheiden. Man muß vielmehr das Management aller Komponenten dieser Umgebungen zu einem integrierten Management der DV-Infrastruktur zusammenfassen.

Verteilte Systemumgebungen unterscheiden sich extrem, was ihren Aufbau, ihre Größe oder ihre Ausrichtung betrifft. Es kann folglich auch nicht die eine Managementlösung für alle verteilten Systeme geben. Ziel muß es vielmehr sein, einen ,,Baukasten`` von Modulen zu entwerfen, in dem die Teile, die einzelne Problembereiche bearbeiten, so flexibel wie möglich zusammengesetzt werden können, um für jede Umgebung zu einer optimalen Managementlösung zu kommen.

Die systemübergreifende Kombination von Modulen, also die Zusammenarbeit sogenannter Managersysteme mit Agenten verschiedener Hersteller (siehe Abb. 1) wird durch standardisierte Managementarchitekturen [11,6,10] ermöglicht. Sie definieren die dazu notwendigen Managementprotokolle, Informationsmodelle und konkrete Information, die zu Managementzwecken auszutauschen ist, die sogenannte Managementinformation. Sollen die Lösungen flexibel an verschiedene Einsatzumgebungen angepaßt werden können, müssen auch innerhalb der Managementsysteme und der Agenten selbst die (Teil-)Module möglichst frei kombinierbar sein. Auf der Seite der Managementsysteme erreicht man dies durch Offenlegung der Architektur und der APIs sogenannter Managementplattformen. Diese Plattformen liefern damit eine gemeinsame Infrastruktur und Ablaufumgebung für Managementapplikationen verschiedener Hersteller.

Komponenten von verteilten Anwendungen sollten z.B. aus Gründen des Lastausgleichs oder aus organisatorischen Erwägungen heraus möglichst flexibel auf verschiedene Systeme verlagert werden können. Auf einem System sind dann häufig eine Vielzahl von Anwendungskomponenten unterschiedlicher Hersteller in ein integriertes Management einzubinden. Die Module, die den Anschluß einer Komponente an das Management liefern (,,Ressourcen-Module``, ,,Subagenten``), werden i.a. mit der Komponente selbst bezogen und stammen folglich ebenfalls von verschiedenen Herstellern. Damit sind auch innerhalb der Agenten Schnittstellen (,,Intra-Agenten-Schnittstellen``) offenzulegen, um die notwendige herstellerübergreifende Koexistenz und Kooperation der Module eines Agenten zu erlauben. Abschnitt 2 erläutert deshalb die in Abb. 1 skizzierte Architektur und die Schnittstellen eines modular aufgebauten, flexibel konfigurierbaren Managementagenten. Der anschließende Abschnitt 3 skizziert dann eine Realisierung dieser Architektur und mehrerer (Ressourcen-)Module bzw. Subagenten, die für ein integriertes Netz-, System- und Anwendungsmanagement nötig sind. Er zeigt damit, wie Agentenmodule für herstellerübergreifendes Management innerhalb eines Systems koexistieren und kooperieren können. Damit ist eine wesentliche Grundlage für flexibel konfigurierbare Managementlösungen gegeben.


  
Abbildung: Management-Gesamtarchitektur
\begin{figure}
 \begin{center}
 \leavevmode
 \epsffile{ueberbl.eps}
 \end{center}\vspace*{-1.0\baselineskip}\end{figure}

Mit der modularen Architektur von Agenten und den erwähnten Plattform-Architekturen sind die notwendigen Voraussetzungen für die Entwicklung integrierter Managementlösungen vorhanden, wenn man nur genau eine Managementarchitektur zu berücksichtigen hat. (Damit ,,sprechen`` dann alle Managersysteme und Agenten das gleiche Managementprotokoll.) In letzter Zeit trat auf dem Weg zum integrierten Management allerdings eine zusätzliche Komplikation auf: neben proprietären Ansätzen wurden mehrere Managementarchitekturen standardisiert, die teilweise in Konkurrenz zueinander stehen. Neben dem bekannten, im Bereich des LAN- und Endsystemmanagements weit verbreiteten Internet-Management ( SNMP-Management) und dem Desktop Management Interface der DMTF werden auch die Arbeiten der OMG (Object Management Architecture, CORBA) zunehmend beachtet. Diesem Ansatz werden heute gute Chancen auf große Verbreitung für die Entwicklung verteilter Anwendungen eingeräumt. Bewahrheitet sich dies, wird er auch für integriertes Management sehr wichtig werden.

Vermutlich wird sich nicht eine einzige Managementarchitektur durchsetzen; es wird wohl zu einem Nebeneinander von verschiedenen Architekturen kommen. Wirklich integriertes Management setzt also voraus, daß Übergänge geschaffen werden, die eine nahtlose Kombination der Architekturen erlauben. Prinzipiell gibt es hier 3 Alternativen:

Abschnitt 4 wird die letzte der drei Alternativen genauer erläutern, da in diesem Beitrag der Schwerpunkt auf den Agenten liegen soll. Er skizziert, wie durch Übersetzung vorhandener Definitionen von Managementinformation in das Informationsmodell einer anderen Architektur und eine entsprechende Realisierung in den Agenten eine Kooperation zwischen diesen Architekturen erreicht werden kann. Er beschreibt einen ersten Ansatz, ,,Ressourcenmodule`` auch implementierungstechnisch von einer konkreten Architektur unabhängig zu machen und damit eine effiziente Implementierung multiarchitektureller Agenten zu erlauben. Mit derartigen Übergängen ist dann auch in einer Umgebung mit mehreren Managementarchitekturen die Basis für die Entwicklung wirklich integrierter Managementlösungen vorhanden. Ein Ausblick auf noch offene Forschungsfragen auf diesem Weg schließt den Beitrag.


next up previous
Next: Aufbau modularer Managementagenten Up: Integriertes Netz- und Systemmanagement Previous: Integriertes Netz- und Systemmanagement
Copyright Munich Network Management Team